Nicht nur die Nachbarn des 1. Bauabschnittes waren gekommen, auch die Bewerber für das zweite HGWG-Haus. Sie blickten erwartungsvoll zum Dach.
„Hier ist uns ein tolles Stück Herdecke gelungen“, sagt Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster und strahlt mit der Sonne um die Wette. Über ihrem Kopf baumelt der Richtkranz am Haken des Krans, wenige Minuten später soll er den Rohbau des zweiten Bauabschnitts der HGWG-Häuser am Bahnhof schmücken. Im Schatten des Mehrgenerationen-Projektes tummelten sich derweil die Mieter des ersten Bauabschnittes und mögliche künftige Mieter. Für die gilt es in diesen Tagen Daumen drücken, denn „wir haben mehr Bewerbungen als Wohnungen“, so Klaus-Dieter Gördes, Geschäftsführer der Herdecker Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGWG)
Hohe Bauqualität bescheinigt
Im August 2015 hatten Gördes, Strauss-Köster und Zimmermann-Meister Norbert Kühnhenrich wenige Meter weiter im strömenden Regen den geschmückten Kranz aufs Dach des ersten Mehrgenerationen-Hauses gezogen, jetzt waren dort bei sommerlichen Temperaturen auf den Balkonen und der Dachterrasse die Sonnenschirme aufgespannt. „Gute Architektur und hohe Bauqualität“ gab Katja Strauss-Köster ein Kompliment weiter, das ihr Architekten aus einer Nachbarstadt zum Bauprojekt am Bahnhof gemacht hatten. Und es könnte weiteres Lob folgen, denn Architekt Norbert Welters vom ausführenden Büro Post, Welters und Partner, hat vom ersten Bauabschnitt bereits professionelle Fotos anfertigen lassen, um sich für Architekturpreise zu bewerben.
25 barrierefreie Wohnungen
Doch zurück zur Zukunft: 25 barrierefreie Wohnungen entstehen an der Walter-Freitag-Straße. 14 davon sind mit öffentlichen Mitteln gefördert, elf werden auf dem freien Markt vermietet. Darunter zwei Penthäuser mit großer Dachterrasse. „Die Terrasse ist in diesem Abschnitt allerdings etwas kleiner ausgefallen, weil wir auf Nachfrage vieler Interessenten ein zusätzliches Zimmer geplant haben“, so Klaus-Dieter Gördes. Wer auf 106 Quadratmetern ganz oben logiert kann nicht nur über die Dächer von Herdecke schauen, sondern genießt gleich zwei Mal den Blick ins Grüne. Nach vorn erhebt sich der Rehberg, hinten geht der Blick in den alten Steinbruch.
Bolzplatz und Schaukeln
Aber nicht nur den Penthouse-Mietern ist diese Aussicht beschert, auch alle anderen leben mitten in der Stadt im Grünen. „Herdecke ist zu einer Stadt mit einem Bahnhof geworden, um den sich ein attraktives Quartier gebildet hat“, lobt auch Architekt Norbert Post die stadtplanerische Anlage. Dass auch das inhaltliche Konzept aufgeht, nämlich mehrere Generationen und unterschiedliche soziale Bevölkerungsgruppen unter einem Dach zu vereinen, zeigt nach Ansicht von Katja Strauss-Köster nicht nur die rege Beteiligung der Nachbarn am Richtfest. „Es hat sich hier bereits ein Kinderparlament gebildet, das sich einen Bolzplatz und Schaukeln wünscht“, so die Bürgermeisterin. Als Aufsichtsratsvorsitzende der HGWG gab sie den Wunsch nach den Schaukeln gleich an ihren Geschäftsführer weiter, das Thema Bolzplatz dagegen müsse erst noch diskutiert werden. Aber, so ihr Fazit: „Das soziale Miteinander funktioniert.“
Viele Anfragen liegen vor
Bis zum 16. Juni konnten sich Mieter für die 25 Wohnungen bewerben, beim Richtfest lagen 75 Anfragen vor. „Da wird in einigen Fällen das Los entscheiden müssen“, freut sich Klaus-Dieter Gördes einerseits über den Erfolg, ist aber auch betrübt, dass die HGWG nicht alle Mieter einziehen lassen kann.
Immerhin: Nach fast 90 Schlägen auf den symbolischen Nagel im Dachstuhl waren alle zu Bier, Bratwurst und Kuchen eingeladen.
(Westfalenpost/ Susanne Schlenga)