Wer länger nicht mehr am Bahnhof Herdecke war, erkennt die einst verwahrloste Gegend kaum wieder. Die Umgestaltung entlang der Walter-Freitag-Straße ist auf der Zielgeraden: Die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (HGWG) baut ihr zweites Haus vor dem alten Steinbruch, Straßenarbeiten sind in Planung, zudem hat ein Investorenwettbewerb zur Gestaltung der verbliebenen Fläche begonnen. Ein Überblick.
HGWG-Neubau soll 2018 fertig sein
Neben den bezogenen 30 Wohnungen entstehen seit Herbst 2016 in einem Neubau weitere 25 Einheiten. Der zweite Bauabschnitt, der elf frei finanzierte und 14 öffentlich geförderte Wohnungen umfasst, soll im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein, dann sollen 60 bis 70 Bewohner dort einziehen können. Nach 6,7 Millionen für das erste Projekt investiert die HGWG nun fünf Millionen Euro in die Fortführung der Idee des gemeinschaftlichen Wohnens für Jung und Alt. „Das Haus orientiert sich in vielerlei Hinsicht an dem Nachbar-Gebäude“, berichten Geschäftsführer Hans-Dieter Gördes und Thomas Ressel von der HGWG.
Auch in der leicht abgestuften Version wird es beispielsweise einen Gemeinschaftsraum, barrierefreie Zugänge, einen Balkon für jede Wohnung bzw. ebenerdige Gartenparzellen und zwei Penthouse-Einheiten (mit etwas kleineren Dachterrassen als nebenan) geben. Hinzu kommen eine Tiefgarage mit 14 Pkw-Abstellflächen und weitere 22 Stellplätze sowie der direkte Anschluss an die öffentliche Grünanlage vor dem alten Steinbruch.
Info-Versammlung für Bewerber geplant
Dank energetischer Einsparungen in dem dreigeschossigen KfW-Effizienzhaus 55 plant die HGWG mit Kaltmieten von 5,25 Euro pro Quadratmeter in den öffentlich geförderten Wohnungen, die zwischen 52 bis 95 Quadratmetern groß sind. 8,20 Euro werden für die frei finanzierten Einheiten fällig (Flächen von 62 bis 114 Quadratmeter).
„Es gibt bereits einige Vormerkungen und Bewerbungen, die zum Teil noch vom ersten Bauabschnitt her rühren“, berichtet Gördes und betont, dass noch keine Vorentscheidung bei der Vergabe gefallen sei. Wer sich für eine der Zwei- bis Vier-Raum-Wohnungen interessiert, kann dies der Gesellschaft per Mail mitteilen hgwg@hgwg-herdecke.de. Die sammelt alle Anfragen, lädt die Absender dann zu einer Info-Versammlung ein, bevor es Zu- oder Absagen gibt.
Zehn Kettenhäuser von Investoren vorgesehen
Für den dritten und letzten Bauabschnitt in der Walter-Freitag-Straße hat die Stadt einen Investorenwettbewerb gestartet. „Gesucht wird ein zuverlässiger Partner zur Realisierung einer zentrumsnahen, gestalterisch anspruchsvollen und sozial durchmischten Wohnbebauung“, sagt Planungsamt-Leiter Daniel Matißik.
Der Bebauungsplan sieht auf der fast 4000 Quadratmeter großen Fläche neben den HGWG-Einheiten zehn so genannte Kettenhäuser vor, also an ein Nachbargrundstück angrenzende und fast freistehende Gebäude mit maximal drei Wohneinheiten auf drei Stockwerken. In den definierten Baufenstern gelten gestalterische Vorgaben wie Balkone oder Terrassen, der Mindestverkaufspreis liegt wegen der schlechten Bodenverhältnisse bei 140 Euro pro Quadratmeter. Auch Richtlinien zum sozialen Wohnungsbau müssen erfüllt werden, so dass 60 bis 65 Prozent der Gesamtgeschossfläche als geförderter Wohnraum ausgewiesen wird, der Rest frei finanziert.
Die Bewerbungen der Architekten und Bauträger müssen bis 30. März bei der Stadt eingehen. Eine Jury mit Vertretern der Politik und Verwaltung bewertet die Unterlagen, über die schließlich der Rat entscheidet. Innerhalb von zwei Jahren nach Vertragsabschluss wird es dann losgehen mit dem Bau. Das Ausschreibungsexposé steht auf der städtischen Internetseite www.herdecke.de/investorenauswahlverfahren.
Zufahrt zum Mozartweg
Laut Michael Röder von den Technischen Betrieben Herdecke (TBH) sind in der Walter-Freitag-Straße auf der Fahrbahn und an den Gehwegen nur noch Restarbeiten zu erledigen. Für die künftige Wohnbebauung seien Leitungen verlegt und Parkbuchten eingerichtet. Der Verkehrsanschluss zum Mozartweg ist fertig, die Durchfahrt allerdings nicht erlaubt. Das bleibt – wie politisch in der so genannten Sandwichlösung vereinbart – den Bussen und Radlern vorbehalten.
Bevor neben der 519 weitere ÖPNV-Linien den hinteren Teil des Bahnhofs ansteuern, muss für die Zufahrt von der B 54 eine Ampelanlage an der Kreuzung Mozartweg/Herdecker Bach vor der Feuerwehrwache gebaut werden. „Der Landesbetrieb Straßen-NRW plant die Auftrags-Ausschreibung jetzt für den 31. Januar, im Frühjahr könnte die Ampel stehen“, berichtet Röder.
Für Fahrzeuge vom Mozartweg und von der Feuerwehr werde es eine Kontaktschaltung geben, damit der Hauptverkehr auf der Bundesstraße Vorrang hat. Mit den ersten Busdurchfahrten rechnet Röder im Zuge des nächsten Fahrplanwechsels.
>>STRASSENSANIERUNG IM SPÄTSOMMER
Während die Stadt Fördermittel-Zusagen für den Umbau rund um den Bahnhof erhielt, gibt es kein externes Geld für die Sanierung der Bahnhofstraße.
Vom Vorplatz der Station bis zur Robert-Bonnermann-Schule wird voraussichtlich ab Spätsommer die Fahrbahn aufgerissen. „Wir machen dort die Entwässerung, den Gehweg und die Beleuchtung neu“, sagt Röder. „Das wird ungefähr ein halbes Jahr dauern.“
Die Ausschreibung soll zwischen Frühjahr und Sommer erfolgen. Während der Vollsperrung müssen Busse die Umleitung über die Hauptstraße nehmen.
(Westfalenpost/ Steffen Gerber)